Arbeitseinsatz, überörtliche Hilfe NRW


Zugriffe 4060
Einsatzort Details

Düsseldorf
Datum 16.07.2021
Alarmierungszeit 22:00 Uhr
Einsatzbeginn: 23:00 Uhr
Einsatzende 05:00 Uhr
Einsatzdauer 2 Tag(e) 7 Std. 0 Min.
Alarmierungsart Digitaler Meldempfänger
Mannschaftsstärke 9
eingesetzte Kräfte

FB Nord FZ 1
    FB Nord FZ 2
      FB Nord FZ 3
        FB Nord FZ 4
        FB Nord FZ 5
          SEG 1
            FB Süd FZ_1
              Fahrzeugaufgebot   Feldküchenanhänger Feuerwehr Bippen
              Technische Hilfeleistung

              Einsatzbericht

              NRW-Hochwasser: Zahlreiche Einsätze für Landkreis-Feuerwehrkräfte im Kreis Euskirchen

              Landkreis Euskirchen. Nachdem die Alarmierung der Feuerwehr-Bereitschaftskräfte aus dem Landkreis Osnabrück am Freitagabend kurzfristig auf Mitternacht vorgezogenen worden war, erreichte die Kolonne mit rund 200 Kameradinnen und Kameraden und 45 Fahrzeugen gegen 5 Uhr in der Früh den Bereitstellungsraum auf dem Messegelände in Düsseldorf. Die ehrenamtlichen Helfer  konnten sich an einem reichhaltigen Frühstück stärken und sich ausruhen.

              Am Vormittag gab es die Möglichkeit die Fahrzeuge zu betanken. Da örtliche Einsatzkräfte aus der Regeneration heraus wieder Einsätze abarbeiteten, blieb die Feuerwehrbereitschaft aus Osnabrück zunächst im Bereitstellungsraum. Auf dem Messegelände wurde den Einsatzkräften kostenloses W-LAN zur Verfügung gestellt.

              Gegen 15 Uhr wurde dann die Feuerwehrbereitschaften mit den HytransFireSystem (HFS) der Feuerwehr Osnabrück und der Feuerwehr Hannover zum neuen Bereitstellungsraum am Kreishaus Euskirchen verlegt.

              Nach einer kurzen Lagebesprechung fuhren der Bereitschaftsführer Till Kramer, der seinen ersten Feuerwehrbereitschaftseinsatz als Bereitschaftsführer leitete, sein Stellvertreter Holger Wilke sowie die Zugführer in den etwa zehn Kilometer entfernten Ort Weilerswist, wo nach einer kurzen Besprechung mit dem Leiter der Befehlsstelle Weilerswist der Ortsteil Metternich angefahren wurde. Der Ortsteil wurde durch den übertretenden Swistbach überflutet, Autos und Häuser wurden teils schwer beschädigt. Vermisste Personen waren zum Glück nicht zu beklagen. Laut der Befehlsstelle waren 153 Einsatzstellen abgearbeitet, dem gegenüber standen gestern Nachmittag noch 261 nicht abgearbeitete Einsatzstellen.

              Personen, die in den Ort hinein wollten, wurden von der Polizei kontrolliert, da es hier nach der Katastrophe zu Plünderungen gekommen war. Nach einer Erkundungsfahrt wurde beschlossen, dass alle fünf Fachzüge nach Weilerswist verlegt werden und von dort zu den einzelnen Einsätzen starten. Bereitschaftsführer Kramer verblieb im Kreishaus Euskirchen. Der Einsatzleitwagen 1 koordinierte unter der Führung von Holger Wilke die Einsätze vom Feuerwehrhaus Weilerswist aus. Die Feuerwehren Osnabrück und Hannover fuhren eine andere Einsatzstelle an. 

              Die größte Einsatzstelle war auf einem großen Grundstück: Auf rund 3.500 Quadratmetern stand die gesamte Fläche bis auf eine Höhe von rund 1,50 Meter komplett unter Wasser. Das voll unterkellerte Wohnhaus mit fünf Mietwohnungen stand ebenfalls unter Wasser. Bereits seit drei Tagen wurde versucht, das Wasser mittels einer vom Trecker angetriebenen Pumpe abzupumpen, leider mit kaum sichtbarem Erfolg. Hier wurden drei Tragkraftspritzen, die Heckpumpe des LF20KatS und zwei Schmutzwasserpumpen eingesetzt. Nachdem alles aufgebaut war, konnte sich ein Teil der Kräfte zu einer Turnhalle begeben, um dort zu duschen und zu übernachten.

              Ergänzung und Abschluss:

              Nach einer Besprechung mit der örtlichen Einsatzleitung wurde entschieden, in den Einsatzgebieten die die Feuerwehrbereitschaft Nord anfährt, keine Alarmfahrten durchzuführen. Hintergrund ist die Situation der Steinbachtalsperre, bei der die Gefahr des Brechens bestand. Die Bürger:innen waren zum einen auf diese Situation darauf vorbereitet worden, aber auch darauf, dass dann Hilfskräfte eine Evakuierung durchführen würden. Eine Anfahrt mit Sonder- und Wegerechten, die nicht der Evakuierung diene, könnte somit zu Panikreaktionen führen.

              Sollte die Steinbachtalsperre brechen, hätte man 1 Stunde Zeit für die Evakuierung gehabt.

              Die ganze Nacht über wurden an der Einsatzstelle auf dem Hof durch den Fachzug 1 – Wasserförderung, mit 4 Tragkraftspritzen, der Heckpumpe des LF 20 KatS der Feuerwehr Ankum, eine von einem Trecker angetriebene Pumpe sowie mehrere Schmutzwasserpumpen eingesetzt. Mehr als 12.000 Liter Wasser pro Minute, konnten so in eine zum Grundstück gehörenden, stillgelegten Kiesgrube gepumpt werden.

              In vielen Gesprächen mit den Eigentümern des Grundstücks wurde klar, wie brisant die Situation am Mittwoch war.

              Durch das Überlaufen eines Regenrückhaltebeckens gab es eine Flutwelle die Weilerswist und dessen Nachbarorte überflutete.

              Auf dem zuvor genannten Grundstück hatten die Eigentümer nach bekannt werden der Flutwelle damit begonnen, Möbel in die oberen Etagen zu tragen, Fahrzeuge in Sicherheit zu bringen und mit einem Trecker einen Wall aus Erde und Kies aufzuschütten.

              Innerhalb von 25 Minuten wurde das Grundstück auf einer Höhe von mehr als 2 Metern überflutet.

              Wie auch bei den Anfahrten in die anderen Schadensgebiete war auch hier die Dankbarkeit der Anwohner riesig. Die auf dem Hof eingebundenen Einsatzkräfte wurden während der kompletten Einsatzzeit auf dem Hof mit Lebensmitteln und Getränken versorgt. Dieses wurde von den Eigentümern, Nachbarn und Freunden spontan organisiert. Bedenkt man wie Tief der Schock sitzen musste, eine respektable Leistung, vor der jeder Kamerad sprichwörtlich seinen Hut gezogen hat.

              Gegen 13 Uhr am Sonntagnachmittag hatten die Einsatzkräfte mehr als 10 Millionen Liter Wasser abgepumpt und in die Kiesgrube befördert.

              Abschließend wurde durch Zugführer Peter Beckmann /FZ 1 Wasserförderung, den Eigentümern in großer Runde die Einsatzstelle übergeben. Hier gab es viele lobende Worte für die Einsatzkräfte, die auf ihre Ruhephase verzichtet und alle gegeben hatten, aber auch Lobende Worte für die Eigentümer. Zum Abschluss gab es ein dreifaches Gut Wehr und ein Gruppenfoto wurde auf dem leergepumpten Hof aufgenommen.

              Von der Einsatzstelle aus ging es dann zu einer Turnhalle, bei der sich die Kräfte stärken konnten, bevor dann der Bereitstellungsraum Weilerswist angefahren wurde.

              Insgesamt wurden mehr als 100 Einsatzstellen von den 5 Fachzügen abgearbeitet, darunter Keller und mehrere Tiefgaragen.

              In einer abschließenden Lagebesprechung bedankte sich Bereitschaftsführer Till Kramer bei den Kamerad: innen für die Geduld während der Wartezeiten und für die geleistete Arbeit.

              Die HytransFireSysteme (HFS) der Feuerwehren Osnabrück und Hannover werden bis in den Montag hinein an der Steinbachtalsperre im Einsatz sein.

              Um 0 Uhr trat die Kreisfeuerwehrbereitschaft Nord ihre Heimreise an.

              Text: Patrick Siebrecht

              -Pressesprecher Feuerwehrbereitschaft Nord Landkreis Osnabrück-

               

              sonstige Informationen

              Einsatzbilder