Gemeinsame Übung der Kreisfeuerwehrbereitschaften Nord und Süd in Aurich Osnabrücker und Auricher Feuerwehrleute arbeiteten Hand in Hand

AURICH

Rund drei Kilometer lang war die Kolonne mit den 65 Fahrzeugen der beiden Feuerwehrbereitschaften Nord und Süd des Landkreises Osnabrück, die sich am Samstagmorgen (25.05.2013) auf den Weg nach Aurich machte, um dort gemeinsam mit der Feuerwehrbereitschaft Süd des Landkreises Aurich eine große zweitägige Bereitschaftsübung durchzuführen. Groß auch das Personalaufgebot: Mit den Kräften aus Aurich waren rund 450 ehrenamtliche Helfer im Einsatz.

 

Die Übungsorganisatoren hatten sich viel Mühe gemacht und sich neben alltäglichen Feuerwehraufgaben auch viele knifflige Szenarien ausgedacht. Unter den wachsamen Augen einer ganzen Reihe von Übungsbeobachtern galt es für die eingesetzten Kräfte zahlreiche Einsätze abzuarbeiten, die im Verlauf der Übung eingespielt wurden.

So gab es vier große Brandereignisse in Gewerbegebiet Sandhorst, in dem unter anderem auch die Firmen Enercon, ein großer Windkraftanlagenhersteller, und Köster Bauchemie ihren Sitz haben. Vor Gebäuden in denen Windkrafträder produziert werden, wirkt jedes noch so große Feuerwehrfahrzeug wie ein kleiner Legostein und die Größe des Geländes forderte die wasserfördernden Züge. So mussten über sechs Kilometer B Schläuche und rund zwei Kilometer C Schläuche verlegt werden.

Doch nicht nur die Brände beanspruchten die Feuerwehrleute. Zahlreiche technische Hilfeleistungen mussten parallel dazu abgearbeitet werden. Auf der Bahnstrecke durch das Gewerbegebiet war ein Auto mit zwei Leuten unter einen Zug geraten. Quasi um die Ecke passierte der nächste Unfall. Dieses Mal waren ein PKW und ein Schwerguttransporter darin verwickelt. Der acht Tonnen schwere Flügel einer Windkraftanlage war vom Sattelauflieger gerutscht und hatte das Dach des kleinen Autos platt gedrückt - Fahrer und Beifahrer saßen schwerverletzt noch drin.

Als wäre das nicht genug, lief auf einem Firmengelände noch eine gefährliche Flüssigkeit aus, Menschen wurden verletzt und mussten gerettet werden. Anderswo passierte einem Arbeiter ein Unglück. Außerdem galt es, bei den vier Bränden mehrere Opfer zu bergen. Insgesamt 27 Verletztendarstellen vom DRK mit Brand- Schnitt- und Reiswunden fordern die Einsatzkräfte ebenso wie die Verletzen, die mit giftiger und ätzender Lauge in Berührung kamen. Und überall stießen die Feuerwehrleute auf weitere Hindernisse. So waren zum Beispiel viele Hydranten mit großen Schilder versehen: "Außer Betrieb".

Zudem mussten Bahnstrecken gesperrt, Notfallmanager angefordert, versperrte Türen geöffnet, eingefallen Seitenwände abgestützt, Gefahrstoffe umgeladen, die Schadstoffbelastung in der Luft gemessen und Verletztensammelstellen eingerichtet werden. Die Reihe der zusätzlichen Einspielungen war lang. Was das Team um Aurichs Kreisbereitschaftsführer Bodo Bargmann und den Sandhorster Ortsbrandmeister Günter Wilts in langer Vorarbeit ausgearbeitet hatte, bedeutete eine echte Herausforderung. Die 450 Einsatzkräfte der drei eingesetzten Kreisfeuerwehrbereitschaften hatten im Vorfeld keine Informationen bekommen, was an diesem Nachmittag auf sie zukommt. Mehr als drei Stunden lang haben die Ehrenamtlichen bei Kälte und strömendem Regen viele Aufgaben durchgespielt, die ihnen im Alltag begegnen könnten.

Dabei wurde deutlich, dass die eingesetzten Kräfte gut ausgebildet sind und die einzelnen Aufgaben routiniert abgearbeitet wurden. Die zahlreich eingesetzten Übungsbeobachter registrierten zwar auch kleine Fehler, im Ergebnis war man jedoch sehr zufrieden.

Besonders gefordert werden bei derartig großen Übungs- und Einsatzlagen aber die Führungskräfte. So stellte Aurichs Bereitschaftsführer Bodo Bargmann in der abschließenden Pressekonferenz dar, dass die einzelnen Übungsszenarien zwar realistisch waren, in der geballten Form aber eher unwahrscheinlich seien. Gleichwohl seien derartige Übungen wichtig, um die Führungskräfte in der Koordinierung und Strukturierung der Einsatzkräfte zu fordern.

Feuerwehrbereitschaften sind nicht für den Ersteingriff vorgesehen. Sie werden in der Regel eingesetzt, um Ersteinsatzkäfte bei größeren überregionalen Einsatzlagen abzulösen. So waren beispielsweise sowohl die Kräfte aus Aurich als auch aus Osnabrück bei der Hochwasserkatastrophe an der Elbe eingesetzt.

Die schwierige Aufgabe ist es, die Vielzahl der ankommenden Meldungen zu strukturieren und dann jeweils die geeignetsten Züge dem jeweiligen Einsatz zuzuordnen, erläuterten Osnabrücks Abschnittsleiter Nord Ralf Auf dem Felde, der gemeinsam mit seinen Auricher Kameraden Enno Menssen die Technische Einsatzleitung übernommen hatte. Bewährt hat sich dabei das in der Kreisfeuerwehr Osnabrück für die Technische Einsatzleitung eingeführte Computerprogramm Ruatti. So konnten alle ankommenden Meldungen erfasst und die erforderlichen Einsätze geplant und koordiniert werden. Zudem habe man so eine hervorragende gerichtsfeste Dokumentation des Einsatzgeschehens, so Auf dem Felde.

Die ersten Erkenntnisse der wohl größten Einsatzübung seit langer Zeit: Probleme bereitet die Kommunikation. Wieder habe sich gezeigt, dass es schwierig ist, bei großen Schadenslagen den Funkverkehr über die vorhandenen analogen Funkkanäle abzuwickeln. Dies bestätigt die Erkenntnisse, die nach großen Unglücksfällen wie z.B. dem Zugunglück in Eschede gewonnen wurden. Wir hoffen, dass dies mit dem neuen Digitalfunk besser wird, betonten die beiden Abschnittsleiter. Ab 2014 soll er sowohl in Osnabrück als auch in Aurich eingeführt werden

Nach getaner Arbeit kehrten die Einsatzkräfte dann zum Sammelpunkt am Schulzentrum Aurich zurück, um sich zu stärken. Noch lange wurde über das Erlebte gesprochen und auch über Anregungen und Verbesserungsvorschläge diskutiert. In der Turnhalle war zudem ein Beamer aufgebaut, so dass auch das spannende Champions League Endspiel in London live verfolgt werden konnte. Nach einer langen Nacht, insbesondere für alle Bayern Anhänger, kehrte man dann am Sonntagmorgen nach Osnabrück zurück.

 

Text: Volker Köster